rheintaler binnenkanal-kraftwerke

Im Zuge der Rheinregulierung im Jahr 1906 entstanden am Rheintaler Binnenkanal die drei Kraftwerke Lienz, Blatten und Montlingen. Mit einer gesamthaften Jahresproduktion von rund 6,2 Mio. kWh decken die drei Kraftwerke den Strombedarf von rund 1’370 Haushalten.

Die drei Kraftwerke Lienz, Blatten und Montlingen sind heute noch in den renovierten historischen Anlagen aus der Gründungszeit im Jahre 1906 untergebracht. Sie liegen im idyllischen Naherholungsgebiet am Rheintaler Binnenkanal – direkt an der Route des beschilderten Veloweges im St.Galler Rheintal auf dem Gebiet der Gemeinden Lienz, Oberriet und Montlingen. Als umweltfreundliche Stromproduzentin ist der SAK die Pflege der Natur, speziell im Umfeld ihrer Kraftwerke, ein wichtiges Anliegen. Zwischen Herbst 2021 und 2025 saniert die SAK die drei Binnenkanal-Kraftwerke und rüstet sie mit neuen Fischauf- und Fischabstiegslösungen aus. Dies erlaubt den Seeforellen aus dem Bodensee, ihren Weg in die Laichgewässer im oberen Rheintal zu finden. Mit diesem Engagement hilft die SAK proaktiv mit, die Erhaltung dieser Fischart zu sichern.

Die alten Fischtreppen werden bis 2025 durch neue ersetzt.
Das Kraftwerk Montlingen liegt direkt an der Route des Velowegs entlang dem Binnenkanal.

Die Technik in den Kraftwerken Lienz, Blatten und Montlingen

Die drei Rheintaler Kraftwerke produzieren heute zusammen jährlich ca. 6,2 Mio. kWh Strom – ein wichtiger Beitrag für die regionale Stromversorgung. Die drei Kraftwerke wurden nach über 60-jähriger Betriebszeit der Maschinen 1988 erneuert und arbeiten heute mit identischen Kegelrad-Rohrturbinen (Kaplanturbinen) mit einer Nennleistung von je 400 Kilowatt. Die angekoppelten Generatoren liefern die Energie über Netztransformatoren ins Niederspannungsnetz. Die Zentralen sind in den bestehenden historischen Bauwerken untergebracht und werden wie alle Kraftwerke der SAK automatisch gesteuert. Bei der Renovation der Betriebsgebäude wurde auf die Erhaltung der Bausubstanz grossen Wert gelegt – sie sollen auch künfitgen Generationen von der frühen Industrialisierung des Rheintals Zeugnis ablegen.

Technische Daten

(gesamthaft aller Wasserkraftwerke am Binnenkanal)

Inbetriebnahme 1906
Technologie Laufkraftwerk
Installierte Leistung 1,14 MW
Jahresproduktion 5'100'000 kWh

Die Kaplanturbine


Mit ihren propellerförmigen, verstellbaren Flügeln gleicht sie einer Schiffsschraube. Die Regulierung der Leistung erfolgt durch Veränderung des Wasserzuflusses, indem Leit- und Laufradschaufeln verstellt werden. Die Kaplanturbine wird in Laufkraftwerken an wasserreichen Flüssen eingesetzt und vornehmlich für Fallhöhen bis 30 Meter verwendet. Dafür bietet die Thur im oberen Toggenburg gute Voraussetzungen.

Zertifizierte Stromproduktion

Die Kraftwerke Lienz, Blatten und Montlingen wurden vom Verein für umweltgerechte Energie (VUE) mit dem Label «naturemade» zertifiziert. Das Gütesiegel steht für Stromproduktionsanlagen, die 100 Prozent erneuerbare Energie produzieren, einen geringen Umweltbelastungswert aufweisen und über ein Umweltmanagementsystem zur Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung verfügen.

Weitere Informationen

Eine der 1988 neu installierten Kegelrad-Rohrturbinen (Kaplanturbinen) mit aufgebautem Generator.
Automatische Rechenreinigungsanlage vor dem Einlauf in die Turbine.

Die Geschichte der drei Kraftwerke

Die Anfänge der Stromgewinnung im Rheintal sind eng mit der Regulierung des Rheins verknüpft. Zusammen mit der Erstellung von Hochdämmen wurden auch Binnenkanäle zur Entwässerung gebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden dem Rhein entlang Hochdämme zur Bannung der Hochwassergefahr. Zur Sammlung und Ableitung der Seitengewässer wurden Binnenkanäle gebaut, die auch als Vorfluter bei Überschwemmungen dienen sollten. Der Rheintaler Binnenkanal wurde dabei bei Lienz, Blatten und Montlingen mit drei künstlichen Gefällstufen mit je drei bis dreieinhalb Meter Höhenunterschied versehen. Schon während des Baus dachte man daran, diese Gefällstufen zur Stromgewinnung einzusetzen. Im März 1903 beschloss der Grosse Rat des Kantons St.Gallen an allen drei Standorten Wasserkraftwerke zu errichten. Ab 1906 versorgten in Lienz und Blatten je zwei Maschinensätze zu 250 PS und in Montlingen sogar drei Maschinensätze der gleichen Bauart die Umgebung mit Strom. Im Jahre 1911 wurden dann die drei Kraftwerke samt dem schon bestehenden Verteilnetz Eigentum des neu gegründeten Elektrizitätswerks des Kantons St.Gallen, bevor sie 1914 von den SAK als deren Nachfolgegesellschaft übernommen wurden.

Der Rhein bei Vaduz vor der Regulierung mit Hochdämmen und Kanälen. Gouache von J. Schmidt um 1820/30
Um 1905 erfolgt bei Lienz die Überleitung des Werdenberger in den Rheintaler Binnenkanal.

Hintergrund zur Wasserkraft in der Schweiz

Die Elektrizität wurde um die vorletzte Jahrhundertwende in grossem Mass zu einer unverzichtbaren Energiequelle unserer Gesellschaft – genau zu dieser Zeit entstanden in der Schweiz auch die ersten Wasserkraftwerke. Die Gewinnung von elektrischer Energie aus Wasserkraft war damals die Lösung, den stetigen Bedarf nach Strom zu decken sowie um der Bevölkerung und Wirtschaft eine stabile Stromversorgung gewährleisten zu können.

Die umweltfreundliche und saubere Wasserkraft war bis in die 1970er Jahre nahezu die alleinige Energiequelle für die Stromproduktion in der Schweiz. Erst dann kam Elektrizität zunehmend aus anderen Quellen – vor allem Kernkraftwerken – hinzu. Um mit der stetigen Entwicklung Schritt zu halten, trat die SAK im Jahr 1928 der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) bei. Dieser Verbund garantiert die sichere und zuverlässige Stromversorgung, da die eigenen Wasserkraftwerke den Gesamtbedarf an elektrischer Energie nicht mehr decken konnten. Sie leisten aber heute noch einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung.