wasserkraftwerk herrentöbeli

Das Wasserkraftwerk Herrentöbeli zwischen Krummenau und Neu St. Johann ist seit dem Jahr 1981 im Besitz der SAK. Das Kraftwerk turbiniert das Wasser aus der Thur und versorgt mit seiner Jahresproduktion von 3,4 Mio. kWh Strom rund 750 Haushalte.

Der Standort des Wasserkraftwerks Herrentöbeli kam nicht von ungefähr: Schon im Jahre 1886 erkannte man, dass sich der örtliche Wasserfall an der Thur hervorragend zur Stromproduktion eignet. Die historische Anlage übernahm die SAK im Jahr 1981 von der ortsansässigen Weberei Hofstetter und modernisierte diese in den Folgejahren. Als umweltfreundliche Stromproduzentin verpflichtet sich die SAK die Natur rund um ihre Kraftwerke herum zu pflegen und nötige bauliche Massnahmen in einem umweltverträglichen Rahmen zu halten. Aktuell wird bei der Anlage ein gemeinsam mit der ETH entwickeltes Fischleitrechensystem im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts installiert und getestet. Das neue System soll künftig den Fischutz bei Schweizer Wasserkraftwerken verbessern.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt

Der Schräglift zum Kraftwerk erlaubt eine ungewöhnliche Perspektive auf Maschinenhaus und Thur.

Die Technik im Kraftwerk Herrentöbeli

Mit einer Jahresproduktion von über 3 Mio. kWh leistet das Kraftwerk Herrentöbeli einen Beitrag zur regionalen Stromversorgung mit naturnah erzeugter Energie. Die Stromproduktion erfolgt mit zwei Kegelrad-Rohrturbinen mit senkrecht zu den Turbinenwellen aufgebauten Generatoren. In die Kraftwerkszentrale ist auch eine Transformatorenstation für die Energieversorgung der näheren Region eingebaut. Die Anlage ist mit modernsten Überwachungseinrichtungen ausgerüstet und wird wie alle Kraftwerke der SAK zentral von der Kraftwerks-Leitstelle im Kubel St.Gallen gesteuert. Der Schräglift, der die Anlage mit der weiter oben gelegenen Kantonsstrasse verbindet, wird zum Transport von schweren Ersatzteilen eingesetzt.

Technische Daten
 

Inbetriebnahme 1886
Technologie Laufkraftwerk
Installierte Leistung 0,84 MW
Jahresproduktion 3'400'000 kWh

Die Kaplanturbine


Mit ihren propellerförmigen, verstellbaren Flügeln gleicht sie einer Schiffsschraube. Die Regulierung der Leistung erfolgt durch Veränderung des Wasserzuflusses, indem Leit- und Laufradschaufeln verstellt werden. Die Kaplanturbi-ne wird in Laufkraftwerken an wasserreichen Flüssen eingesetzt und vornehmlich für Fallhöhen bis 30 Meter verwendet. Dafür bietet die Thur im oberen Toggenburg gute Voraussetzungen.

Zertifizierte Stromproduktion

as Kraftwerk Herrentöbeli wurde vom Verein für umweltgerechte Energie (VUE) mit dem Label «naturemade star» zertifiziert. Das Gütesiegel steht für Stromproduktionsanlagen, die 100 Prozent erneuerbare Energie produzieren, einen geringen Umweltbelastungswert aufweisen und über ein Umweltmanagementsystem zur Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung verfügen. Darüber hinaus erfüllen «naturemade star» zertifizierte Anlagen sehr strenge ökologische Anforderungen – darunter globale Kriterien über den Lebenszyklus der Produktionsanlage und lokal-regionale Kriterien.

Weitere Informationen

Turbine mit im rechtwinklig aufgesetztem Generator.
Wasserzuführung mit Dammbalken und automatischen Rechenreinigungsanlage für zwei Turbinen.

Die Geschichte des Kraftwerks

Für eine Behandlungsgebühr von neun Franken und siebzehn Rappen erwarb Heinrich Kuster im Jahr 1886 das Wasserrecht für eine bescheidene Stromerzeugung. Damit war das Kraftwerk Herrentöbeli geboren. Dass das Herrentöbeli als Standort für ein Kraftwerk ausgesucht wurde, kam nicht von ungefähr. Das Gefälle eines natürlichen Wasserfalls der Thur konnte an dieser Stelle relativ einfach für die Stromerzeugung eingesetzt werden. Der Regierungsrat des Kantons St.Gallen erteilte das anfängliche Wasserrecht für eine nutzbare Leistung von acht Pferdestärken (PS). Späterer Besitzer der Anlage wurde Albrecht Bösch, Eigentümer einer Schmiedewerkstatt. Im Jahr 1944 ging das Werk in den Besitz der in Krummenau ansässigen Weberei Hofstetter über, welche einen Ausbau der Anlage vornahm. 1945 erteilte der Regierungsrat ein neues Wasserrecht für eine Bruttoleistung von 214,6 PS. Mit der Jahreserzeugung von 800‘000 kWh liess sich der Strombedarf der Weberei fast vollständig decken. In der Absicht, die Nutzung der Wasserkraft im oberen Toggenburg zu erhalten, erwarben die SAK im Jahr 1981 das technisch mittlerweile veraltete Kraftwerk. In den Jahren 1989 bis 1991 wurde die Anlage komplett erneuert und das Stauwehr um zwei Meter erhöht. Gemäss geltendem Wasserrecht wurde die Anlage für eine Wassermenge von 11 m3 pro Sekunde ausgebaut.

Einlauf mit alter Rechenreinigungsanlage.
Turbinenregler (eingezäunt) und Generator, angetrieben über Lederriemen von einer doppelflutigen Turbine.

Hintergrund zur Wasserkraft in der Schweiz

Die Elektrizität wurde um die vorletzte Jahrhundertwende in grossem Mass zu einer unverzichtbaren Energiequelle unserer Gesellschaft – genau zu dieser Zeit entstanden in der Schweiz auch die ersten Wasserkraftwerke. Die Gewinnung von elektrischer Energie aus Wasserkraft war damals die Lösung, den stetigen Bedarf nach Strom zu decken sowie um der Bevölkerung und Wirtschaft eine stabile Stromversorgung gewährleisten zu können.

Die umweltfreundliche und saubere Wasserkraft war bis in die 1970er Jahre nahezu die alleinige Energiequelle für die Stromproduktion in der Schweiz. Erst dann kam Elektrizität zunehmend aus anderen Quellen – vor allem Kernkraftwerken – hinzu. Um mit der stetigen Entwicklung Schritt zu halten, trat die SAK im Jahr 1928 der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) bei. Dieser Verbund garantiert die sichere und zuverlässige Stromversorgung, da die eigenen Wasserkraftwerke den Gesamtbedarf an elektrischer Energie nicht mehr decken konnten. Sie leisten aber heute noch einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung.