14.01.2020

Die E-Mobilität ist auf der Überholspur

Die E-Mobilität steht kurz vor dem Durchbruch. Davon zeugen aktuelle und prognostizierende Verkaufszahlen von Schweizer Fahrzeugimporteuren und -Händlern sowie die steigende Nachfrage nach Ladestationen, sowohl von Unternehmen als auch von Privaten. Was die starken Wachstumsprognosen für Besitzer, Investoren und Verwalter von Immobilien ganz konkret bedeuten, beleuchteten hochkarätige Referenten heute an einem zukunftsorientierten Anlass an der ETH Zürich. Initianten des Anlasses waren die St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) und das Institute of Science, Technology and Policy (ISTP) der ETH Zürich.

Unter dem Titel «E-Mobilität auf der Überholspur – Bedeutung für den Immobilienpark Schweiz» luden die Initianten SAK und ISTP heute zu einem zukunftsorientierten Anlass in die Räume der ETH in Zürich ein. Hochkarätige Referenten beleuchteten aktuelle Fragen rund um die Entwicklung der E-Mobilität in der Schweiz und deren Bedeutung für Besitzer, Investoren und Verwalter von Immobilien.

Neue CO2-Emissionsvorschriften

Wie in der EU gelten auch in der Schweiz seit Juli 2012 CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen (PW). Bis Ende 2019 galt der durchschnittliche Flotten-Grenzwert von maximal 130 Gramm CO2 pro Kilometer für erstmals in der Schweiz zugelassene Personenwagen. Seit anfangs 2020 gilt nun für Personenwagen ein Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer. 

Zusätzlich gelten neu auch CO2-Emissionsvorschriften für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper (LNF), welche einen Zielwert von 147 Gramm CO2 pro Kilometer einhalten müssen. Die Fahrzeugimporteure werden viele E-Fahrzeuge verkaufen müssen, um die neuen Zielwerte erreichen zu können. Ansonsten drohen ihnen heftige Sanktionen. Die neuen CO2-Emissionsvorschriften sorgen also bereits beim Importhandel für einen mächtigen Schub nach E-Fahrzeugen. 

Und sie führten auch bei auto-schweiz, der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure, für hoch gesteckte Ziele. Beleg dafür ist das unter dem Titel «10/20» ausgegebene Branchenziel für die Elektrifizierung des motorisierten Individualverkehrs. Es besagt, dass im 2020 bereits jeder zehnte neue Personenwagen, der in der Schweiz oder in Lichtenstein immatrikuliert wird, ein Elektroauto oder Plug-in-Hybrid sein soll.

Schweiz auf Platz vier bei Neuzulassungen

Der Wandel dürfte gelingen, denn auch das Angebot wird laufend attraktiver, wie aktuelle Modell-Neuankündigungen der Fahrzeughersteller mit Reichweiten von über 300km und Preisen in den unteren und mittleren Preis-Segmenten versprechen. 

Stützt man sich auf aktuelle Studien, wie auf diejenige von JATO1, die sich auf rein batterieelektrische Autos im ersten Halbjahr 2019 bezieht, belegt die Schweiz im europäischen Vergleich zugelassener Neufahrzeuge den vierten Platz. Die Spitzenplätze davor belegen Norwegen, die Niederlande und Schweden.  

Entwicklung der Ladeinfrastruktur ist zentral

Dr. Stephan Walter, Fachspezialist Mobilität Bundesamt für Energie (BFE), gewährte in seinem Referat spannende Einblicke in die Bedeutung der Elektromobilität für die Energie- und Klimapolitik. Mehr als ein Drittel der CO2-Emmissionen basieren in der Schweiz auf dem Verkehr, welcher mit 36 Prozent grösster Energieverbraucher ist – davon 94 Prozent mittels fossiler Treibstoffe. Die Personenwagen sind hierzu-lande für drei Viertel aller CO2-Emissionen im Ver-kehrssektor verantwortlich.

Für den Bund liegt der Schwerpunkt für die Entwicklung der E-Mobilität im Setzen der richtigen Rahmenbedingungen. Zum Gelingen der weiteren Marktdurchdringung der E-Mobilität stellen alltagstaugliche, preisgünstige und bedürfnisgerechte Fahrzeuge eine zentrale Voraussetzung dar. 

Und in der Konsequenz die Infrastruktur, wie Dr. Stephan Walter sagt: «Das Schweizer Ladenetz ist bereits vergleichsweise dicht und wird von den Marktakteuren weiter aktiv ausgebaut. Neben der Schnellladung ist das ‘langsame’ Laden am Arbeitsplatz und zuhause von Bedeutung. Dort stellen sich noch verschiedene Herausforderungen, die wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren angehen.»

Ladeinfrastrukturen in und um Mietshäuser

Prof. Dr. Thomas Bernauer vom ISTP referierte über Erkenntnisse zum Faktor Mensch in der E-Mobilität, anhand eines aktuellen Forschungsprojekts. Dabei wurde klar: Elektroautos werden heute hauptsächlich von Hauseigentümern als Zweitwagen genutzt. Und, die zentralen Aspekte für die Vorbehalte bei Konsumentinnen und Konsumenten sind höhere Kaufpreise, Reichweitenproblematik, eingeschränkte Lademöglichkeiten und das überschaubare Fahrzeugangebot. 

Auch für Prof. Dr. Thomas Bernauer ist die Ladeinfrastruktur von zentraler Bedeutung, wie er sagt: «Bereits in diesem Jahr wollen sich 17 Prozent der Leute, die einen Autokauf in Betracht ziehen, ein E-Fahrzeug kaufen. Um alle Bevölkerungsschichten zu erreichen, braucht es nun jedoch mit hoher Priorität den Ausbau von Ladeinfrastruktur in und um Mietshäuser.»

Planungssicherheit im Ausbau entscheidend

Mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge kommt ein neuer, grosser Energieverbraucher zusätzlich in das Gebäude. Dabei stellt die Planungssicherheit eine wichtige Anforderung dar, um für diese neuen Verbraucher bestmöglich vorbereitet zu sein und Investitionen nicht unnötig und doch rechtzeitig tätigen zu können, wie Matthias Vogelsang, Projektleiter Elektroengineering HEFTI.HESS.MARTIGNONI, sagt: «Wir beobachten eine Zunahme von Anfragen der Bauherren und Investoren für Ladestationen für Zweck- und Wohnbauten. Dabei ist es wichtig gemeinsame, für die jeweilige Nutzung massgeschneiderte, Lösungen zu entwickeln, um die Elektromobilität insgesamt als Teil der Lösung für die Dekarbonisierung der Mobilität zu fördern».

Der schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) hat zu diesem Thema das Merkblatt «Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in Gebäuden» entworfen, welches wertvolle Inputs zur Sicherstellung einer maximalen Planungssicherheit bereithält. Das Merkblatt wird noch in diesem Jahr publiziert. 

Hausanschluss mit dynamischem Lastmanagement 

Patrick Speck, Leiter Elektroinstallationen/Services SAK, thematisierte aktuelle Herausforderungen, welche die E-Mobilität an Netzbetreiber stellt. Zentral dabei ist der Umgang mit variablen Leistungen im Zusammenhang mit gegebener Hausanschlussdimen-sionierung. 

Ein dynamisches Lastmanagement schafft hier Abhilfe. Es macht die Verstärkung von Hausanschlüssen obsolet, indem es permanent die Leistungsbezüge reguliert und damit auch für die maximale Verfügbarkeit von Ladestrom sorgt. Die hochskalierbare Ladelösung ZapCharger Pro, welche die SAK vertreibt, kann eine hohe Anzahl Stationen aufnehmen, ohne notwendige Anpassungen am Hausanschluss.

Skalierbare Ladelösungen mit Finanzierungsmo-dell sind gefragt 

Mit heute über 115 installierten öffentlichen Ladestationen von Zürich bis Graubünden hat sich die SAK in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Anbieter von Ladelösungen entwickelt. Das Angebotsportfolio der SAK umfasst Lösungen für Geschäftshäuser, Mehrfamilienhäuser, die öffentliche Hand, E-Flotten von Unternehmen, Einfamilienhäuser, öffentliche Ladestationen von Parkhäusern, Hotels, Einkaufszentren und Gemeinden.

Skalierbarkeit und attraktive Finanzierungslösungen für Mieter und Stockwerkeigentümer sind zentrale Erfolgstreiber, wie Alexandra Asfour, Leiterin E-Mobilität SAK, ausführt: «Unsere Kunden schätzen unsere skalierbare Ladelösung im Mietmodell. Dabei profitieren Mieter und Vermieter gleichwohl. Die Mieterschaft, egal ob Privatperson oder Unternehmen, bezahlt stets die effektive Nutzung und beim Wegzug fallen keine Rückbaukosten an. Vermieter schätzen die geringen Investitionskosten. Stockwerkeigentümer profitieren zudem von unserer Vorfinanzierung der Grundinstallation. Und nicht zuletzt übernimmt die SAK Abrechnung, Hotline und Service. Damit bleiben die Verwaltungsaufwände minim.»

Weitere Auskünfte

Roman Griesser, SAK Medienstelle, T +41 71 229 52 09

Quellen
1: www.jato.com/global-sales-of-pure-electric-vehicles-soar-by-92-in-h1-2019/